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I‘ll be back

Wenn Abhängigkeit sichtbar wird.

Manchmal trifft es einen aus heiterem Himmel. Ohne Vorankündigung, ohne Vorbereitungszeit, von jetzt auf gleich. Und es gibt nichts, was man dagegen tun kann. Wenn man sich plötzlich in Situationen wiederfindet, mit denen man einfach nicht gerechnet hat, ist die Überraschung umso größer, je weniger man mit dem Eintreten gerechnet hat.

Eine solche Überraschung erreichte mich am Sonntagabend. Am frühen Abend war ich damit beschäftigt einen Post für 22prozent auf meinem Notebook zu verfassen. Alles war gut, es läuft. Ich legte eine Pause ein und wollte meine Arbeit in einer Stunde fortführen. So schaltete ich mein Notebook aus, und nie wieder an. Als ich zurückkam und mein Notebook wieder anschalten wollte, passierte…nichts. Mein Notebook startet nicht mehr. Na ja, wer weiß, was das wieder für eine Kleinigkeit ist? Akku leer, Windows hat sich aufgehängt, oder eben Erdstrahlen und Wasseradern. Im Laufe meines Troubleshootings wurde mir gaaaaanz langsam bewusst, dieses Notebook wird sich nie wieder bei mir melden. So brachte ich das Gerät am nächsten Tag in eine befreundetet IT-Infrastruktureinheit. 

Kaputt und aufgeschraubt.

Die Jungs dort kennen sich richtig gut aus und sie versprachen mir, „Wir schauen mal was wir machen können“. Tja, leider konnten sie nichts mehr tun außer mir einen Tipp zu geben, wie ich wenigstens die Daten auf meiner Festplatte noch retten könne. Mein Notebook ist hinüber und ich brauche ein neues. „Hast du wenigstens deine Daten gesichert?“, wurde ich von jedem gefragt. „Selbstverständlich!“, war meine Antwort voller Inbrunst der Überzeugung. Wir nutzen bei uns „Microsoft 365“, und speichern alle unsere Daten in unserer MS-Cloud. Ich musste mir also nur ein neues Notebook bestellen, auf die Lieferung warten, das neue Notebook einrichten, sobald es angekommen ist, und gut ist die Sache.

Von wegen!

Aus dem defekten Notebook ausgebaute Festplatte

Von meinem Passworttresor habe ich natürlich eine Sicherheitskopie. Natürlich nicht auf meinem Notebook gespeichert, sondern in der Cloud, wo ein Passwort eben hingehört. Hmmm, an meine Passwörter komme ich dann ran, wenn ich in die Cloud komme, deren Passwort man sich nicht jedoch merken kann, und welches aber genau in der Cloud liegt, in die ich nicht mehr reinkomme.

Clever, sehr clever. Wenn wir gerade dabei sind: Ich habe nicht alle Dateien in der Cloud gespeichert, einige wenige liegen tatsächlich lokal auf dem Notebook. Wie soll es wohl sein? Die wichtigsten Dateien, sind genau die, die nicht in der Cloud liegen, sondern lokal auf dem Notebook, welches kein Lebenszeichen mehr von sich gibt. 3 Tage, selbst ausgesperrt, wichtige Dateien verloren….Gute Laune geht definitiv anders! Und jetzt, bitte arbeiten gehen.

Insgesamt war ich drei Tage ohne Notebook. Nur drei Tage. Nur? 3 Tage? Ich war von Montag, bis inklusive Mittwoch, ohne Notebook. Arbeiten ohne Notebook? Wie soll das funktionieren? Ich kann doch nicht ohne Notebook arbeiten! Und was mache ich am Abend? Fernsehen schauen? Oder soll ich etwas nur auf dem Smartphone Nachrichten lesen? Und wie bitte soll ich meine E-Mails bearbeiten? Etwa auf dem Handy? Zu allem Überdruss stellt ich dann auch noch fest, dass die ganze Sache viel schlimmer war, als ich angenommen hatte. Alle meine Daten waren in der Cloud gespeichert. Mein Passwort zur Cloud ist, unmerkbare, 30 Zeichen lang. Und natürlich, wie alle meine Monsterpasswörter, in meinem Passworttresor gespeichert.

Ausgebaute Festplatte und externes Gehäuse

Hollywood macht aus solchen Stimmungen Filme, wie jetzt gerade im Kino anlaufend, UNHINGED mit Russel Crowe. Futurezone sagt dazu „Neuer Kinofilm zeigt Russell Crowe hässlicher und dämonischer denn je„. Ich fühlte mich, als würde morgen in der Zeitung stehen: „Notebookcrash zeigt Harald Manfredson hässlicher und dämonischer denn je“.

Interne Festplatte wir zur externen Festplatte

Dort wo ich Informationen versenden musste, tat ich das per Smartphone, meine Frau versendetet Dateien in meinem Auftrag per E-Mail. Meine Frau gab mir ihr iPad, sodass ich die Nachrichten nicht nur auf dem kleinen Smartphone lesen musst (Sie hat eben Verständnis dafür, dass Männer meines Alters, kleine Buchstaben nicht mehr lesen können, weil ihre Brille kaputt ist und nicht mehr richtig scharf stellt). Hatte ich also tatsächlich Grund für schlechte Laune? Nein, nicht wirklich. Ich war etwas angefressen, mehr aber auch nicht. Es war sogar eine angenehme Zeit. 3 Tage mal improvisieren, 3 Tage lernen, wie abhängig man sich von solchen elektronischen Devices fühlt.

Was soll ich sagen? Keines meiner Horrorszenarien ist tatsächlich eingetreten. Habe ich Daten verloren? Nein, habe ich nicht. Die Jungs haben mir gezeigt wie ich die Festplatte aus dem defekten Notebook ausbauen und in ein externes Gehäuse einbauen kann. So kann ich sie an das neue Notebook anschließen und habe Zugriff auf alle lokal gespeicherten Daten. Habe ich mich selbst ausgesperrt? Ja, habe ich, aber mit einem einfachen Zurücksetzen des Passworts durch unseren Administrator war auch das sehr schnell gelöst. Kann ich 3 Tage ohne Notebook arbeiten? Aber selbstverständlich. Zum einen hatte ich keinerlei Not während meiner Arbeit ein Notebook tatsächlich benötigen zu müssen.

Neuer Zugriff auf alte Daten

Ich glaube, genau das ist das wichtigste Learning. Man fühlt sich abhängig, ist es aber wirklich nicht so sehr, wie man es vorher glaubt. Es gibt eine Manager-Weisheit, die lautet: „Wenn du von einem Mitarbeiter abhängig bist, entlasse ihn“. Lassen wir den ethischen Aspekt der Entlassung einmal weg, so sagt uns diese Weisheit eigentlich nur genau das, was ich nun 3 Tage erleben durfte. Man glaubt, durch die Abhängigkeit entstehe eine Handlungsunfähigkeit im Fall des Verlustes, welchen man unbedingt verhindern muss. Verhindert man diesen Verlust jedoch nicht, oder tritt dieser plötzlich ohne eigenes Zutun ein, so stellt man fest, dass, die Handlungsunfähigkeit gar nicht existiert. Es entsteht lediglich eine Handlungsverlangsamung sowie ein gesteigerter Improvisationsaufwand. Mehr nicht.

 Seit gestern Abend bin ich wieder online. Wen ich nun heute auf diese Woche schaue und mir die Frage stelle, „Was ist das Gute im Bösen?“, dann stelle ich fest, „Ich habe ein neues Notebook. Und was für eins. Schneller und besser als das Alte“. Gar nicht mal so schlecht. Ich freu mich schon auf den Nachfolger…

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